Der beste EQ für Live-Sound: Wer Live-Sound mischt, kennt das Gefühl: Eigentlich ist alles verkabelt, die PA läuft, aber der Gesamtsound wirkt dröhnend, pfeift zwischendurch oder klingt anstrengend und scharf. Genau an dieser Stelle entscheidet ein sinnvoll eingesetzter EQ über guten oder schlechten Live-Sound. In diesem Beitrag erfährst du, wie du mit dem EQ für Live-Sound typische Problemfrequenzen erkennst, Feedback reduzierst und Mumpf, Schärfen und Zischeln unter Kontrolle bringst – inklusive typischer Frequenzbereiche für Gesang, Gitarre, Kick, Snare und andere zentrale Signale.
Warum der EQ im Live-Sound unverzichtbar ist
Im Studio kannst du dir Zeit nehmen, Spuren solo anhören und detailliert bearbeiten. Live sieht die Realität anders aus: Du kämpfst mit Raumakustik, Bühnenlautstärke, begrenzter Zeit beim Soundcheck und nicht immer idealem Equipment. Der EQ im Live-Sound ist deshalb in erster Linie ein Werkzeug, um Probleme zu lösen, bevor du „schönfärbst“.
Anstatt alles glänzender und lauter zu machen, geht es im Live-Betrieb häufig darum, Störfrequenzen zu entfernen. Subtraktives Equalizing ist hier der Schlüssel: Du senkst gezielt das ab, was stört, statt überall Frequenzen zu boosten. Dadurch gewinnst Klarheit, Lautheit und Verständlichkeit, ohne den Mix zu überladen oder die PA unnötig zu stressen.
Grundprinzipien beim Equalizing im Live-Mix
Ein paar Grundregeln helfen dir, auch unter Zeitdruck strukturiert zu arbeiten. Ein Hochpassfilter (High-Pass) ist fast immer dein erster Schritt: Alles, was kein Tiefbass-Instrument ist – also etwa Gesang, Gitarren, viele Keyboards oder Overheads – profitiert davon, tiefe Frequenzen zu entfernen, die dort klanglich nichts beitragen. Beim Gesang liegt ein sinnvoller Startpunkt für den High-Pass oft zwischen 80 und 120 Hz, bei E-Gitarren kann es sogar noch etwas höher sein. Allein diese Maßnahme reduziert Trittschall, Dröhnen und unnötigen Bassmüll, der den Mix zusetzt.
Um Problemfrequenzen zu finden, bietet sich die klassische „Sweep“-Methode an: Du wählst ein Band im parametrischen EQ, setzt ein schmales Q, hebst dieses Band um einige dB an und fährst langsam durch das Frequenzspektrum. Dort, wo der Klang besonders unangenehm, pappig oder scharf wird, liegt meist die Problemzone. Anschließend senkst du genau diese Frequenz ab, statt sie anzuheben. Wenige, gut gesetzte Eingriffe sind dabei deutlich effektiver als eine Vielzahl microkleiner Änderungen, die du selbst später nicht mehr nachvollziehen kannst.
Entscheidend ist außerdem, Signale möglichst im Kontext des Gesamtmixes zu beurteilen. Eine Gitarre, die solo fett und beeindruckend klingt, kann im Bandgefüge schnell zu viel Platz einnehmen oder andere Instrumente überdecken. Beim EQ für Live-Sound zählt am Ende immer, wie es gemeinsam klingt – nicht im Solo-Mode.
Feedback-Frequenzen erkennen und bekämpfen
Rückkopplungen gehören zu den nervigsten Problemen im Live-Sound. Sie äußern sich als pfeifende, teilweise singende Töne, die sich aufschaukeln und im schlimmsten Fall den gesamten Mix sprengen. Ursache ist ein geschlossener Kreis zwischen Mikrofon, Lautsprecher und Raum.
Feedback-Frequenzen treten häufig in bestimmten Bereichen auf. Tieferes, brummiges Feedback bewegt sich oft zwischen 200 und 500 Hz. Mittige Pfeiftöne entstehen gerne im Bereich um 800 bis 1.600 Hz, während besonders schrille, schmerzhafte Rückkopplungen sich im Bereich von ungefähr 2 bis 6 kHz abspielen. Diese Bereiche sind natürlich abhängig von PA, Raumgröße, Mikrofoncharakteristik und Monitoraufstellung, dienen aber als guter Startpunkt.
In der Praxis identifizierst du zunächst die Quelle des Feedbacks: Ist es ein bestimmtes Gesangsmikro, ein Monitorweg oder die Front-PA? Dann nimmst du den entsprechenden Kanal oder Bus-EQ zur Hand, aktivierst ein enges Band, hebst es leicht an und suchst die Frequenz, bei der das Feedback am deutlichsten auftritt. Anschließend drehst du diesen Bereich herunter – oft reichen wenige dB Absenkung, um die Rückkopplung zu entschärfen. Parallel dazu solltest du Bühne und Setup nicht vergessen: Mikrofonposition, Ausrichtung der Monitore und die Wahl von Richtcharakteristiken (Niere, Superniere) sind mindestens so wichtig wie der EQ.
Mumpf und Mulm im Live-Mix loswerden
Ein weiterer Dauerbrenner im EQ für Live-Sound ist der sogenannte „Mumpf“ oder „Mulm“. Der Mix klingt dabei zugedeckt, undefiniert und wirkt, als läge eine Decke über den Lautsprechern. Ursache ist meist zu viel Energie in den Low-Mids, grob zwischen 150 und 400 Hz.
Beim Gesang sitzt der kritisch mulmige Bereich häufig zwischen 200 und 350 Hz. Wenn die Stimme dort zu stark betont ist, leidet die Sprachverständlichkeit. E-Gitarren haben ihren typischen „Kartonsound“ oft um 200 bis 300 Hz, und auch Flächen und Keyboards schieben schnell zu viel Material zwischen 150 und 300 Hz in den Mix. Anstatt überall pauschal denselben Frequenzbereich zu kappen, lohnt sich ein genauer Blick auf jedes einzelne Instrument.
In der Praxis gehst du so vor: Zuerst setzt du wieder sinnvolle Hochpässe, um den gröbsten Tiefbass aus Nicht-Basssignalen zu entfernen. Anschließend hörst du im Kontext, wo der Mix zu dick und diffus wirkt. Mit der beschriebenen Sweep-Methode findest du die Frequenz, an der es besonders wolkig klingt, und senkst diesen Bereich leicht ab. Oft reichen 2 bis 4 dB auf einem relativ schmalen Band, um die Mischung spürbar zu entlasten.
EQ für Live-Sound – scharfe und zischelnde Frequenzen entschärfen
Während Mumpf den Mix matt und undurchsichtig erscheinen lässt, sorgen übertriebene Präsenz und Höhen für Schärfe, Zischeln und Hörermüdung. Hier ist meist der Bereich der oberen Mitten und Höhen entscheidend. Bei Vocals liegen harte, bissige Anteile nicht selten zwischen 2 und 4 kHz, während besonders scharfe S-Laute und Zischlaute im Bereich von etwa 5 bis 8 kHz zu finden sind. E-Gitarren können zwischen 2,5 und 4,5 kHz sehr aggressiv werden, Becken und Hi-Hat liegen mit ihren harschen Anteilen oft zwischen 6 und 10 kHz.
Beim EQ für Live-Sound ist es wichtig, diese Bereiche nicht komplett „wegzuschneiden“. Im Präsenzbereich von 2 bis 4 kHz sitzt beim Gesang nämlich gleichzeitig die Verständlichkeit. Statt einer radikalen Absenkung arbeitest du lieber mit moderaten Cuts, die nur das Zuviel reduzieren. Bei massiven Zischlauten bietet sich ein De-Esser an, der dynamisch genau dann eingreift, wenn S-Laute zu stark hervorstechen. Entscheidender Tipp: Hebe Brillanz nur dann breitflächig an, wenn der Mix insgesamt zu dunkel ist und du genug Platz im Höhenbereich hast – sonst verstärkst du nur die Schärfe.
Typische Frequenzbereiche von Gesang, Gitarre, Kick, Snare und anderen Schlüsselsignalen
Obwohl jede Stimme und jedes Instrument anders klingt, gibt es im EQ für Live-Sound typische Bereiche, in denen bestimmte Klangcharakteristiken sitzen. Sie helfen dir, schneller zur richtigen Stelle zu finden.
Beim Gesang findest du die Wärme und den Körper oft zwischen 150 und 250 Hz. Wenn dieser Bereich zu dominant ist, wirkt die Stimme dumpf und mulmig. Die Verständlichkeit liegt maßgeblich zwischen 2 und 4 kHz; hier kann eine leichte Betonung helfen, damit der Text klar durchkommt. Gleichzeitig ist genau dieser Bereich verantwortlich dafür, dass Vocals hart und aggressiv wirken, wenn du es übertreibst. Luftigkeit und Glanz entstehen eher im Bereich von etwa 8 bis 12 kHz, wo eine dezente Anhebung etwas „Air“ hinzufügen kann.
Die E-Gitarre kämpft häufig mit einem kartonartigen Klang, der im Bereich von 200 bis 300 Hz entsteht. Eine wohldosierte Absenkung hier macht den Sound deutlich klarer. Damit sich die Gitarre im Bandkontext durchsetzt, sind die Mitten zwischen 1,5 und 3,5 kHz entscheidend. Ein zu starker Fokus zwischen 3 und 5 kHz kann wiederum zu einem sägenden Klang führen, der im Live-Mix sehr schnell nervt.
Die Akustikgitarre neigt vor allem in kleineren Räumen zu Dröhnen im Bereich zwischen 100 und 200 Hz. Ein guter High-Pass und ein optionaler Cut entschärfen das. Der Anschlag und die Definition sitzen eher zwischen 3 und 5 kHz, wo du je nach Stilrichtung mehr Präsenz oder etwas Entschärfung geben kannst.
Beim Bass liegt das Fundament gern im Bereich von etwa 50 bis 80 Hz, während die Lesbarkeit auf kleineren Anlagen oft zwischen 100 und 200 Hz entsteht. Wenn der Bass nur noch als undefinierter Teppich wahrgenommen wird, lohnt sich hier eine präzise EQ-Arbeit. Für zusätzliche Definition im Bandmix sorgen Obertöne zwischen 2 und 4 kHz, gerade bei plektrumgespielten oder Slap-Sounds.
Die Kick Drum profitiert von einem klar definierten Sub-Punch um 50 bis 80 Hz, je nach Musikstil. Der körperliche „Wumms“, den du im Brustkorb spürst, entsteht oft zwischen 80 und 120 Hz. Damit sich die Kick im dichten Mix gegen Bass, Gitarren und Synths durchsetzt, brauchst du den Attack im Bereich von 2 bis 4 kHz: Hier liegt das Klickgeräusch des Schlegels auf dem Fell.
Die Snare erhält ihren Körper zwischen 150 und 250 Hz; zu viel Energie hier lässt sie dumpf und „kartonig“ erscheinen. Der knackige Anschlag, der im Rock- und Popkontext so wichtig ist, entsteht zwischen 2 und 4 kHz. Der Snareteppich, also das charakteristische Rauschen, taucht in höheren Bereichen um 6 bis 8 kHz auf und kann bei Bedarf etwas betont werden, um einen modernen, crisp klingenden Sound zu erzeugen.
Overheads und Hi-Hat zeigen ihre harschen Seiten meist im Bereich zwischen 3 und 6 kHz. Wenn Becken aufdringlich und spitz klingen, lohnt sich hier eine vorsichtige Absenkung. Brillanz und Luft im gesamten Schlagzeugbild sitzen dann wieder in den sehr hohen Frequenzen zwischen ungefähr 8 und 12 kHz.
EQ für Live-Sound – praktische Strategie für deinen nächsten Live-Mix
Wenn du den EQ für Live-Sound strukturierter einsetzen möchtest, kannst du dir einen klaren Ablauf angewöhnen. Beginne damit, bei allen Signalen Hochpassfilter zu setzen, die keinen tiefen Bassanteil benötigen. Dadurch räumst du den Low-End-Bereich für Kick und Bass frei und reduzierst Dröhnen schon, bevor du überhaupt in die Feinbearbeitung einsteigst.
Anschließend widmest du dich den zentralen Signalen wie Lead-Gesang, Kick, Snare und Bass im Kontext der gesamten Band. Achte auf Mumpf im Bereich 150 bis 400 Hz und ziehe dort genau so viel heraus, dass der Mix transparenter wird, ohne dünn zu klingen. Danach konzentrierst du dich auf die Präsenzbereiche von Vocals und wichtigen Instrumenten, damit alles verständlich, aber nicht scharf wirkt. Rückkopplungen bekämpfst du gezielt, indem du problematische Frequenzen suchst und punktuell absenkst, statt pauschal Höhen zu opfern.
Mit zunehmender Erfahrung wirst du typische Problemzonen fast intuitiv hören und viel schneller eingreifen können. Dann wird dein EQ für Live-Sound weniger zum Notfallwerkzeug und mehr zum kreativen Tool, mit dem du deine Shows kontrolliert, laut und gleichzeitig angenehm für Publikum und Band klingen lässt.

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