Wenn du mit PA- oder Veranstaltungstechnik zu tun hast, stolperst du schnell über die Frage, warum man für passive und aktive Lautsprecher unterschiedliche Kabel braucht. Oft sieht „von außen“ alles gleich aus: Stecker dran, zwei Leiter drin – fertig. Aber hinter dem Thema Kabel für passive und aktive Lautsprecher steckt echte Physik. Und die entscheidet darüber, ob deine Anlage sauber klingt, sicher läuft – oder im schlimmsten Fall Schaden nimmt.
In diesem Beitrag schauen wir uns entspannt und anfängerfreundlich an, was passive und aktive Lautsprecher unterscheidet, welche Kabel sie jeweils brauchen und warum man sie auf keinen Fall verwechseln sollte.
Passive vs. aktive Lautsprecher – was ist was?
Passive Lautsprecher haben keine eingebaute Endstufe. Sie bekommen ihre Leistung von außen, zum Beispiel von einer Endstufe im Rack oder einem Powermixer. Im Lautsprecher selbst sitzt normalerweise nur eine Frequenzweiche, die das Signal auf Hoch- und Tieftöner verteilt. Das bedeutet: In das Anschlussterminal einer passiven Box fließt bereits verstärkte Leistung, also viel Strom bei relativ niedriger Impedanz.
Aktive Lautsprecher funktionieren anders. In ihnen steckt bereits eine eingebaute Endstufe. Du schickst also kein leistungsstarkes Signal hinein, sondern ein vergleichsweise schwaches Line-Signal vom Mischpult, Controller oder Audiointerface. Erst im Inneren des Lautsprechers wird dieses Signal verstärkt und auf die jeweiligen Treiber verteilt.
Damit ist der wichtigste Unterschied schon klar:
- Zum passiven Lautsprecher geht Verstärkerleistung.
- Zum aktiven Lautsprecher geht ein empfindliches Audiosignal.
Und genau deshalb brauchen Kabel für passive und aktive Lautsprecher unterschiedliche Bauarten.
Zwei Kabelarten – zwei Aufgaben
Lautsprecherkabel für passive Boxen
Ein Lautsprecherkabel ist im Grunde ein relativ einfacher Aufbau: zwei massive Kupferleiter mit möglichst großem Querschnitt, die ohne Schirmung in einer gemeinsamen Isolierung liegen. Typischerweise bewegen sich gängige Kabelquerschnitte im PA-Alltag bei 2×1,5 mm² oder 2×2,5 mm² und darüber, je nach Leistung und Kabellänge. Eine Abschirmung ist hier nicht nötig, weil das Signal sehr stark ist und Störungen im Vergleich kaum ins Gewicht fallen.
An den Enden sitzen meist Speakon-Stecker, die sich im professionellen Bereich als Standard durchgesetzt haben. Früher waren auch 6,3-mm-Klinkenstecker verbreitet, heute werden sie für Lautsprecherstrecken eher gemieden, weil sie mechanisch und sicherheitstechnisch Nachteile haben. Wichtig ist: Dieses Kabel ist ausschließlich dafür gedacht, eine Endstufe mit einem passiven Lautsprecher zu verbinden.
Signalkabel für aktive Boxen
Das Kabel zur aktiven Box hat eine andere Aufgabe. Hier soll ein relativ schwaches, aber qualitativ hochwertiges Audiosignal übertragen werden, das möglichst wenig rauschen oder brummen darf. Deswegen sind Signalkabel abgeschirmt, oft sogar symmetrisch aufgebaut. Typisch ist eine Konstruktion mit zwei Innenleitern plus Schirm, kombiniert mit XLR- oder TRS-Klinkensteckern.
Durch diese Bauweise werden elektromagnetische Störungen – etwa von Stromleitungen, Dimmern oder Funkstrecken – erheblich reduziert. Dass der Leiterquerschnitt dabei deutlich kleiner ist als bei einem Lautsprecherkabel, ist unproblematisch, weil nur sehr wenig Strom fließt. Entscheidend ist die saubere, störarme Übertragung, nicht die pure „Kupfermasse“.
Ein bisschen Physik: Warum das alles so wichtig ist
Um zu verstehen, warum Kabel für passive und aktive Lautsprecher so unterschiedlich sein müssen, hilft ein kurzer Blick auf Spannung, Strom, Leistung und Impedanz.
Bei einem passiven Lautsprecher mit 4 Ohm Impedanz, der von einer Endstufe mit 500 Watt gespeist wird, fließt ordentlich Strom. Aus der Formel
P=I2⋅RP = I^2 cdot R
können wir den Strom berechnen:

Über 11 Ampere sind im Vergleich zu einem Line-Signal eine echte Hausnummer. Ein dünnes Kabel mit hohem Widerstand würde bei solchen Strömen deutlich warm werden und einen spürbaren Teil der Leistung „schlucken“. Außerdem sinkt die Spannung am Lautsprecher, was sich direkt auf Lautstärke und Klang auswirkt.
Bei einer aktiven Box sieht das ganz anders aus. Das Line-Signal liegt etwa im Bereich von 0,7 bis 1,2 Volt RMS, die beteiligten Impedanzen liegen im Kilo-Ohm-Bereich, und der Strom bleibt im Milliampere-Bereich. Die Physis des Kabels spielt hier in Bezug auf den Leiterwiderstand kaum eine Rolle. Viel wichtiger ist, dass das Kabel gut abgeschirmt ist und Störungen fernhält.
Kurz gesagt:
- Passive Lautsprecherleitungen transportieren viel Strom, deshalb brauchen sie dicke, niederohmige Leiter.
- Signalkabel transportieren kleine Spannungen und Ströme, deshalb steht hier Schirmung im Vordergrund.
Was passiert, wenn man die Kabel verwechselt?
Jetzt wird es praktisch. Die häufigsten Probleme entstehen, wenn Kabel für passive und aktive Lautsprecher vertauscht werden.
Lautsprecherkabel als Signalkabel
Wenn du ein Lautsprecherkabel nimmst, um ein Mischpult mit einer aktiven Box zu verbinden, funktioniert das rein mechanisch zunächst problemlos. Elektrisch aber fehlt die Schirmung, die für Signalkabel so wichtig ist. Das Ergebnis sind häufig hörbare Störungen: Brummen, Rauschen, Pfeifen oder sogar Radiosignale, die sich in dein Audiosignal einklinken. Kaputt geht in der Regel nichts, aber klanglich ist das weit weg von professionell.
Signalkabel als Lautsprecherkabel
Umgekehrt wird es gefährlich. Verbindest du eine Endstufe mit einem passiven Lautsprecher über ein dünnes XLR- oder Klinkensignalkabel, ist das Kabel für die anliegende Leistung schlicht nicht ausgelegt. Der hohe Strom sorgt dafür, dass der Leiter sich erwärmt, im Extremfall sogar so stark, dass die Isolierung schmilzt. Neben einem massiven Leistungsverlust am Lautsprecher besteht dann auch Brandgefahr.
Außerdem belastet der zusätzliche Kabelwiderstand die Endstufe. Sie muss mehr arbeiten, um den Lautsprecherpegel zu halten, clippt schneller und kann im schlimmsten Fall auch den Lautsprecher beschädigen. Diese Kombination ist also gleich doppelt kritisch: für das Material und für die Sicherheit.
Die Daumenregel lautet daher sehr klar:
Signalkabel sind absolut tabu als Lautsprecherkabel.
Steckerformen als Orientierung im Alltag
Im Live-Alltag orientiert man sich häufig an den Steckern, um Kabel für passive und aktive Lautsprecher schneller auseinanderzuhalten. Speakon ist ein starker Hinweis auf ein Lautsprecherkabel, denn Speakon-Buchsen sitzen meist an Endstufen und passiven Boxen. XLR-Stecker hingegen signalisieren in den allermeisten Fällen ein Audiosignal: XLR-male am Ausgang des Mischpults, XLR-female am Eingang der aktiven Box oder der Endstufe.
Auch 6,3-mm-Klinkenstecker sind weit verbreitet. TRS-Klinke (mit zwei Ringen) deutet oft auf eine symmetrische Line-Verbindung hin, TS-Klinke (mit nur einem Ring) auf ein unsymmetrisches Instrumenten- oder Line-Signal. Gerade bei älteren Anlagen gibt es allerdings Sonderfälle. Es lohnt sich daher immer, einen Blick auf die Beschriftung an der Buchse oder in die Bedienungsanleitung zu werfen, wenn du unsicher bist.
Praktische Tipps für den Alltag mit PA-Kabeln
Im Alltag hilft es ungemein, Lautsprecher- und Signalkabel klar zu trennen. Viele Techniker markieren Lautsprecherkabel mit farbigen Schrumpfschläuchen oder eindeutigen Labeln, damit man sie auf einen Blick erkennt – auch im Dunkeln hinter der Bühne. Für typische PA-Strecken gilt grob: Bis etwa zehn Meter Kabellänge reicht meist ein Lautsprecherkabel mit 2×1,5 mm². Bei längeren Strecken oder höheren Leistungen ist ein Querschnitt von 2×2,5 mm² oder mehr sinnvoll.
Signalkabel legst du nach Möglichkeit getrennt von Strom- und Lautsprecherkabeln. So reduzierst du Brummschleifen und Einstreuungen. Und wenn eine Anlage ungewohnt brummt, pfeift oder plötzlich sehr leise ist, lohnt sich die einfachste Kontrolle zuerst: Liegt wirklich das richtige Kabel an der richtigen Stelle oder hat sich irgendwo ein Gitarren- oder Signalkabel in die Lautsprecherstrecke eingeschlichen?
Fazit: Sauber getrennt ist halb gewonnen
Die Unterscheidung zwischen Kabeln für passive und aktive Lautsprecher ist alles andere als eine akademische Spitzfindigkeit. Sie entscheidet über Sicherheit, Klangqualität und Zuverlässigkeit deiner gesamten PA-Anlage. Passive Lautsprecher wollen kräftige Leistung und bekommen deshalb dicke, ungeschirmte Lautsprecherkabel. Aktive Lautsprecher werden mit einem empfindlichen Audiosignal versorgt und brauchen entsprechend abgeschirmte, symmetrische Signalkabel.
Ein Merksatz zum Schluss:
Passive Lautsprecher bekommen Leistung – dafür nutzt du dicke Lautsprecherkabel mit Speakon.
Aktive Lautsprecher bekommen ein Line-Signal – dafür nutzt du abgeschirmte XLR- oder TRS-Kabel.
Wenn du diese einfache Regel beachtest, bist du in der Veranstaltungstechnik schon einen großen Schritt professioneller unterwegs – und deine Anlage dankt es dir mit gutem Klang und langer Lebensdauer.


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