Feedback im Proberaum vermeiden: Wer regelmäßig probt, kennt das nervige Pfeifen, Brummen oder Heulen, das plötzlich durch den Raum fährt. Es kostet Energie, zerschießt die Stimmung und verhindert, dass ihr an eurem Sound feilen könnt. In diesem Beitrag erfährst du, warum Feedback im Proberaum so häufig entsteht und wie ihr es als Band Schritt für Schritt in den Griff bekommt – ohne Technikstudium, aber mit System.
Was ist Feedback – in einfachen Worten?
Zunächst das Prinzip: Eine Schallquelle (z. B. die Stimme) wird vom Mikrofon aufgenommen, im Mixer/Verstärker verstärkt und aus dem Lautsprecher wiedergegeben. Gelangt dieser verstärkte Schall erneut ins Mikrofon, schließt sich ein Kreis – eine Rückkopplung. Die Anlage verstärkt sich dann an einer oder mehreren Frequenzen selbst, bis ein pfeifender Ton oder ein dumpfes Dröhnen hörbar wird. Je kürzer und „unkontrollierter“ der Weg zwischen Lautsprecher und Mikrofon, desto schneller kippt das System.
Feedback vermeiden – warum passiert das besonders oft im Proberaum?
Zum einen sind Proberäume meist klein, laut und mit vielen harten, parallelen Flächen ausgestattet. Dadurch entstehen frühe Reflexionen, die genau in die Mikrofone zurückgeworfen werden. Zum anderen stehen dort häufig PA, Monitore, Amps und Musiker sehr dicht beieinander. Außerdem sind Pegel im Bandkontext gerne „sportlich“. All das reduziert die „Gain before Feedback“, also den Abstand zwischen gewünschter Lautstärke und der kritischen Rückkopplungsgrenze.
Die wichtigsten Ursachen – praxisnah erklärt
Mikrofonrichtung & -abstand. Richtmikrofone (z. B. kardioid/superkardioid) haben „tote Zonen“, die man aktiv nutzen sollte. Hält man sie aber zu weit weg oder direkt in Richtung Monitor, sinkt die Feedback-Toleranz.
Monitor- und PA-Position. Steht der Wedge im Hauptaufnahmekorridor des Gesangsmikrofons, wird es heikel. Ebenso kritisch: Gesang vor der PA statt dahinter.
Gain-Staging. Wenn bereits am Vorverstärker zu viel „heiß“ gemacht wird und am Master wieder heruntergeregelt, addiert sich unnötiges Rauschen und der Feedback-Spielraum schrumpft.
EQ & Resonanzen. Überbetonte Tiefmitten oder spitze Höhen lassen einzelne Frequenzen schneller hochlaufen. Ein fehlender Hochpass (HPF) sorgt zusätzlich für Wummern.
Lautstärkegewohnheiten. Gitarrenamps, die auf Kniehöhe in die Beine blasen, werden subjektiv zu leise wahrgenommen – folglich dreht man sie hoch, was die Gesangsmonitore belastet.
Raumakustik. Ohne Absorber, Teppiche und Bassfallen bauen sich stehende Wellen und Flatterechos auf, die direkt ins Mikro „springen“.
So beseitigt ihr Feedback im Proberaum – Schritt für Schritt
1) Layout zuerst, EQ erst danach
Platziere die Gesangsanlage so, dass die PA vor der Band steht (also in Publikumsrichtung – auch im Proberaum hilft dieses Denken). Der/die Sänger:in steht hinter der PA, Mikrofonrückseite zeigt auf die Monitore. Bei superkardioiden Mikros gehört der Wedge leicht seitlich (ca. 60°), nicht genau hinter das Mikro. Schon diese Anordnung verschafft mehr Ruhe, bevor du überhaupt am EQ drehst.
2) Mikrofontechnik bewusst einsetzen
Halte das Mikro nah (zwei bis drei Fingerbreit) und konstant. Singe leicht „am Mikro vorbei“ statt direkt in die Kapsel zu pusten; unkontrollierte Plosivlaute regen Feedback an. Drehe dich mit dem Mikro nicht in Richtung Lautsprecher. Außerdem lohnt sich ein Blick auf die Richtcharakteristik: Für enge Räume ist superkardioid häufig im Vorteil – wenn der Monitor korrekt positioniert ist.
3) Gain-Staging sauber einrichten
Gehe den Signalweg in Reihenfolge durch:
– Preamp so einstellen, dass die lauteste Passage knapp unter 0 dBFS/Clip bleibt (bei analogen Pulten mit Headroom).
– Kanal-Fader um 0 dB („Unity“) parken und nur feintrimmen.
– Master-Fader ebenfalls in der Nähe von Unity.
Dadurch verteilst du die Verstärkung gleichmäßig und vermeidest übersteuerte Stufen, die Feedback begünstigen.
4) Hochpass und gezielte Korrekturen
Aktiviere bei Gesang Hochpässe (HPF) zwischen 80–120 Hz – je nach Stimme und Mikro. Dadurch verschwindet Trittschall und Wummern, was den kritischen Bereich entlastet. Anschließend schmalbandig (parametrisch) dort absenken, wo es zu pfeifen beginnt. Arbeite dabei vorsichtig: lieber 2–4 dB in einer engen Glocke als grobe, breite Absenkungen. Gleichzeitig darf eine leichte Präsenzabsenkung in problematischen Räumen Wunder wirken.
5) Monitorsituation entlasten
Wenn möglich, In-Ear-Monitoring nutzen – selbst günstige Lösungen reduzieren Rückkopplungen drastisch. Bleiben Wedges, setze so wenig wie nötig in den Gesangsmix: nicht alles gehört in jeden Monitor. Außerdem hilft es, Gitarren- und Bassamps anzuheben bzw. anzuwinkeln, damit sie auf die Ohren zielen statt in die Knie. Dadurch lassen sie sich leiser fahren, was wiederum den Gesang schützt.
6) Lautstärkerollen definieren
Sprecht euch ab: Der/die Drummer:in gibt die Grundlautstärke vor. Danach richten sich Gitarren-, Bass- und Keys-Pegel. Erst ganz am Ende kommt der Gesang oben drauf – nicht umgekehrt. Diese Reihenfolge sorgt dafür, dass ihr die „Gain before Feedback“ des Vocals voll ausnutzt.
7) Raumakustik gezielt verbessern
Schon einige Absorber an Erstreflexionspunkten (Seitenwände, Decke) und Teppiche vor der Band reduzieren Reflexionen. Bassfallen in den Ecken beruhigen den Tieftonbereich. Dadurch müsst ihr weniger EQ „bekämpfend“ einsetzen und könnt stattdessen musikalischer mischen. Außerdem klingen leise Pegel plötzlich viel größer.
Troubleshooting in 60 Sekunden – wenn es sofort pfeift
- Monitor leicht wegdrehen aus der Mikro-Hauptachse, Mikro leicht kippen.
- HPF einschalten und problematische Frequenz schmalbandig absenken.
- Gitarrenamp anwinkeln, Gesamtlautstärke reduzieren, Gesang bleibt führend.
- Stehenbleiben beim Singen, keine Drehungen Richtung Lautsprecher.
- Unity-Gain prüfen: keine überhitzte Vorstufe, Master nicht extrem abgesenkt.
- Als Notnagel: Notch-Filter oder Feedback-Eliminator einsetzen – sparsam.
Feedback im Proberaum vermeiden – nachhaltig denken: Routine statt Feuerwehr
Langfristig lebt Feedback-Kontrolle von Konstanz. Deshalb lohnt es sich, eure Standard-Aufstellung zu markieren (Tape am Boden), Pegelzettel am Mixer zu hinterlegen und beim Soundcheck immer denselben Ablauf zu fahren: erst Layout, dann Gain, dann HPF/EQ, zuletzt Feintuning. Mit dieser Routine bleibt ihr entspannt – und die Musik steht im Mittelpunkt.


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