Soundcheck-Workflow in 15 Minuten: Reihenfolge, Prioritäten und typische Fehler – und wie du sie vermeidest
Ein Soundcheck muss nicht ewig dauern. Trotzdem soll am Ende alles sitzen: Vocals vorne, Drums druckvoll, Instrumente klar – und zwar ohne Stress. Genau dafür ist ein strukturierter Soundcheck Workflow in 15 Minuten ideal. Denn wenn du die Reihenfolge und die richtigen Prioritäten kennst, sparst du Zeit und vermeidest die Klassiker wie Feedback, matschige Monitore oder unkontrollierte Pegel.
In diesem Beitrag bekommst du eine praxiserprobte Schritt-für-Schritt-Anleitung, inklusive typischer Fehler und konkreter Lösungen.
Warum ein fester Soundcheck-Workflow so viel bringt
Ein Soundcheck scheitert selten an fehlendem Können, sondern an fehlender Struktur. Wenn alle „einfach mal spielen“, wird der FOH-Mix zum Ratespiel. Außerdem eskalieren Monitorwünsche, Pegel springen, und am Ende bleibt zu wenig Zeit für Details. Mit einem klaren Ablauf erreichst du schnell einen stabilen Grundmix, stellst Monitore oder IEM sinnvoll ein, bevor du am Front-of-House „schön“ mischst, und reduzierst Fehlerquellen durch eine feste Reihenfolge.
15-Minuten-Soundcheck: Der Ablauf in der richtigen Reihenfolge
1) Minute 0–2: Line-Check und Signal-Klarheit
Bevor Musik passiert, muss klar sein, dass auf jedem Kanal ein sauberes Signal anliegt. Du prüfst also kurz, ob das Patch stimmt, ob Phantompower nur dort aktiv ist, wo sie gebraucht wird, und ob Störgeräusche wie Brummen oder Knacksen auftreten. Gleichzeitig setzt du einen ersten groben Gain so, dass nichts permanent in die Peak-LED läuft. Wenn hier schon Probleme auftauchen, lohnt es sich nicht, weiter „nach Gehör“ zu basteln – erst muss die Basis stimmen.
2) Minute 2–5: Gain-Staging und Grundpegel pro Kanal
Jetzt spielt jedes Instrument kurz an – aber nicht, um „fett“ zu klingen, sondern um einen stabilen Arbeitspegel zu bekommen. Stelle die Gains so ein, dass du ausreichend Headroom hast, denn live ist Reserve oft wichtiger als maximale Lautheit. Dynamikbearbeitung bleibt zunächst zurückhaltend: Kompressoren und Gates setzt du erst dann konsequent ein, wenn der Pegel sauber steht. Sehr sinnvoll ist dagegen, früh High-Pass-Filter zu aktivieren, zum Beispiel bei Vocals oder Gitarren, damit unnötiger Tieftonmüll gar nicht erst die Summe und die Monitore belastet.
Typisch ist der Fehler, den Gain zu heiß zu fahren, weil es „direkt gut“ klingen soll. In der Praxis bezahlst du das später mit Verzerrungen, unruhigen Kompressoren und hektischem Nachregeln. Ein sauberer Grundpegel ist die schnellere Abkürzung zum guten Mix.
3) Minute 5–8: Monitore oder IEM zuerst stabil machen
Hier entscheidet sich oft, ob der Abend entspannt wird oder in Monitor-Diskussionen endet. Wenn du erst den FOH-Mix polierst und danach Monitore baust, steigt die Bühnenlautstärke fast automatisch, und du kämpfst mit Übersprechen und Feedback. Deshalb: Monitore zuerst.
Arbeite dabei nach Bedarf, nicht nach „Komplettmix“. Du startest mit dem Lead-Vocal als Referenz, weil Verständlichkeit und Timing daran hängen. Danach kommt eine rhythmische Basis (Kick/Snare oder eine klare Percussion-Referenz), anschließend die Instrumente, die das Timing tragen, etwa Bass sowie Rhythmusgitarre oder Keys. Erst wenn das steht, ergänzst du Extras wie Backings oder Solo-Elemente.
Ein häufiger Fehler ist, dass alle „alles“ auf dem Monitor möchten. Besser ist eine kurze Zielfrage: „Was brauchst du, um sicher zu spielen?“ So entstehen schlanke, stabile Monitorwege, die schneller funktionieren und weniger Feedback provozieren.
4) Minute 8–12: FOH-Grundmix nach Prioritäten
Erst jetzt baust du den FOH-Mix – ebenfalls in einer Reihenfolge, die schnell Ergebnisse liefert. Das Lead-Vocal steht an erster Stelle, weil es für das Publikum meist das wichtigste Element ist. Danach kommen Kick und Snare für Fundament und Punch, dann der Bass als Brücke zwischen Drums und Harmonie. Anschließend setzt du das führende Harmonieinstrument (Rhythmusgitarre oder Keys) in den Mix, bevor du den Rest ergänzt.
Für schnelle Klarheit gilt: lieber konsequent aufräumen als „oben drauf“ schrauben. High-Pass-Filter helfen, unnötige Tiefen zu entfernen, und gegen Matsch wirken oft gezielte Low-Mid-Reduktionen stärker als übertriebene Höhenanhebungen. Bei Vocals bringt eine sauber gesetzte Präsenzzone häufig mehr als einfach „lauter drehen“.
Der klassische Zeitfresser ist der Anspruch, alle Kanäle gleichzeitig perfekt zu machen. In 15 Minuten gewinnt fast immer die Hierarchie: Ein stabiler, musikalischer Grundmix ist wertvoller als fünf halbfertige Detailkorrekturen.
5) Minute 12–15: Ein Song-Teil und der schnelle Feincheck
Lass die Band zum Schluss nur einen kurzen Abschnitt spielen – 30 bis 60 Sekunden reichen, idealerweise mit einer ruhigeren Stelle und einem vollen Refrain. So erkennst du sofort, ob Vocals verständlich bleiben, ob Kick und Bass sich sinnvoll ergänzen und ob irgendetwas unerwartet nach vorne springt. Auch Effekte wie Hall oder Delay kannst du dabei kurz auf Musikalität prüfen, ohne dich im Detail zu verlieren.
Der typische Fehler ist das „noch einmal von vorne“, bis die Zeit weg ist. Halte es kurz, speichere die Szene oder den Snapshot, und gehe mit einem sicheren Grundsetup in den Gig.
Typische Soundcheck-Fehler – und wie du sie schnell vermeidest
Fehler 1: Keine Kommunikationsregeln
Wenn mehrere gleichzeitig spielen, ist weder Pegel noch Klang verlässlich beurteilbar. Definiere deshalb zu Beginn klar, dass du ansagst, wer spielt, und dass jeweils nur der aktive Kanal zu hören ist. Das wirkt streng, spart aber Minuten.
Fehler 2: Monitorlautstärke eskaliert
Zu laute Monitore erhöhen Feedbackrisiko, machen FOH unkontrollierbar und verschlechtern die Verständlichkeit. Senke die Bühnenlautstärke so weit wie möglich, nutze die Mikrofon-Nullstellen sinnvoll und arbeite auf Monitorwegen – wo passend – mit High-Pass-Filtern. Bei IEM sind ein sauber gesetzter Limiter und gezielte Ambient-Mics oft der Schlüssel, damit niemand „mehr Laut“ verlangt.
Fehler 3: EQ soll Probleme lösen, die an der Quelle entstehen
Wenn ein Mikro schlecht positioniert ist oder ein Amp die Bühne überfährt, rettet kein EQ die Situation. Optimiere zuerst die Quelle: Amp leiser und auf Ohrhöhe anwinkeln, Mikroposition sauber setzen, Stage-Layout prüfen – und erst dann feintunen.
Fehler 4: Kein Plan für Ausfälle
Wenn Funk zickt oder eine DI brummt, kippt der Zeitplan sofort. Hilfreich ist eine kleine Routine: Ersatzkabel und Ersatz-DI griffbereit, eine schnelle Funk-Alternative im Kopf, und Mute-Gruppen/DCA, um beim Troubleshooting Ruhe in die Bühne zu bringen.
Mini-Checkliste: Soundcheck in 15 Minuten
Hier sind Bullets weiterhin sinnvoll, weil du sie vor dem Gig schnell scannen willst:
- Line-Check: Patch/Signal/Phantom/keine Störgeräusche
- Gain-Staging: Headroom, HPF, keine Clipping-Peaks
- Monitore/IEM: Vocal → Drums-Referenz → Timing-Instrumente → Extras
- FOH: Vocal → Kick/Snare → Bass → Harmonie → Rest
- 30–60 Sekunden Band-Part: Balance, Sprünge, Feedbackrisiko
- Szene/Snapshot speichern
Soundcheck Workflow – Fazit: Struktur schlägt Stress
Ein Soundcheck Workflow in 15 Minuten funktioniert, wenn du konsequent priorisierst: erst Signal, dann Pegel, dann Monitore, dann FOH – und am Ende nur ein kurzer Realitätscheck mit der ganzen Band. So startest du nicht mit einem „perfekten“ Soundcheck, der nie fertig wird, sondern mit einem stabilen Setup, das den ganzen Gig trägt.

Unsere neuesten Beiträge
Soundcheck Workflow in 15 Minuten
Soundcheck-Workflow in 15 Minuten: Reihenfolge, Prioritäten und typische Fehler – und wie du sie vermeidest [...]
> WEITERLESENDezibel in der Veranstaltungstechnik einfach erklärt
Dezibel (dB) in der Veranstaltungstechnik: Was es bedeutet, woher es kommt und warum es über [...]
> WEITERLESENDie erste eigene Band gründen: Von der Idee zur ersten Probe
Die Entscheidung, die erste eigene Band zu gründen, fühlt sich oft wie ein großer Schritt [...]
> WEITERLESEN