Lumen, Lux, Candela und Kelvin: Lichttechnik-Begriffe einfach erklärt

Unterschied Lumen Lux Candela Kelvin in der Lichttechnik Veranstaltungstechnik erklärt

Lumen, Lux, Candela und Kelvin: einfach erklärt für Bühne und Studio

Wenn wir Lichtanlagen für Club-Gigs, Theaterproduktionen oder Open-Air-Festivals planen, fallen vier Begriffe ständig: Lumen, Lux, Candela und Kelvin. Sie klingen verwandt, meinen aber Unterschiedliches. Damit du Scheinwerferdatenblätter sicher lesen, realistisch planen und Missverständnisse mit Technikdienstleistern vermeiden kannst, bringe ich in diesem Beitrag Struktur in die Begriffe – praxisnah, ohne Mathe-Overkill, aber mit genau so viel Physik, dass du souverän entscheiden kannst.

Unterschied Lumen Lux Candela Kelvin: Warum es vier Begriffe braucht – und nicht nur „Helligkeit“

Auf Bühnen nutzen wir Licht sehr unterschiedlich: Ein Followspot soll auf zehn Metern Entfernung ein Gesicht präzise aufhellen, ein Flood sorgt hingegen für breite Grundhelligkeit, und eine LED-Bar dient vor allem der Farbfläche. Obwohl alle „hell“ wirken, beschreiben wir jeweils etwas anderes: mal die gesamte Lichtmenge, mal die Helligkeit auf einer Fläche, mal die Intensität in eine bestimmte Richtung und schließlich die Farbe des weißen Lichts. Genau diese vier Sichtweisen sind Lumen, Lux, Candela und Kelvin.

Lumen (lm) – der Lichtstrom: „Wie viel Licht kommt insgesamt heraus?“

Lumen ist der Lichtstrom eines Geräts. Er fasst zusammen, wie viel sichtbares Licht die Quelle in alle Richtungen abgibt. Wenn ein Hersteller „10.000 lm“ angibt, ist das die Gesamtmenge – unabhängig davon, ob das Licht eng gebündelt oder breit verteilt wird.
Für uns in der Praxis bedeutet das: Lumen ist gut, um Lampen großzügig miteinander zu vergleichen. Dennoch erklärt der Wert allein noch nicht, wie hell eine Szene auf der Bühne wirkt. Denn ob die Menge Licht an einer bestimmten Position auch ankommt, hängt von Verteilung, Abstand und Abstrahlwinkel ab.

Lux (lx) – die Beleuchtungsstärke: „Wie hell ist es auf der Fläche?“

Lux misst, wie viel Lumen pro Quadratmeter auf einer Fläche landen. Die einfache Beziehung lautet:
1 lx = 1 lm/m².
Damit beantwortet Lux genau die Frage, die wir beim Einleuchten ständig stellen: „Wie hell ist es hier?“
Praktisch heißt das: Wenn ein Scheinwerfer 1.000 Lumen liefert und du diese gleichmäßig auf 10 m² verteilst, erhältst du 100 Lux. Kommt dieselbe Lichtmenge auf 1 m², sind es 1.000 Lux. Deshalb geben Hersteller oft „Lux @ 3 m“ oder „Lux @ 5 m“ an – so kannst du abschätzen, wie hell der Spot in realistischen Distanzen wirkt. Beachte dabei unbedingt das inverse Quadratgesetz: Verdopplung der Distanz senkt die Beleuchtungsstärke auf etwa ein Viertel. Dadurch werden Lux-Angaben bei sehr kurzen Messabständen schnell irreführend, wenn du eigentlich fünf bis zwölf Meter Rigginghöhe planst.

Candela (cd) – die Lichtstärke: „Wie viel Intensität geht in diese Richtung?“

Candela beschreibt die Lichtstärke in eine bestimmte Richtung, also den Lichtstrom pro Raumwinkel. Anschaulich: Candela sagt dir, wie „spitz“ oder „konzentriert“ das Lichtbündel ist. Ein besonders enger Beam hat eine hohe Candela, ein breiter Wash bei gleichem Lumenwert entsprechend weniger.
Mathematisch hängt das mit dem Raumwinkel zusammen; vereinfacht gilt: 1 cd = 1 lm pro Steradiant. Für die Praxis genügt: Enger Beam = mehr cd = höhere Lux-Zahlen im Spotkern, obwohl der Lumenwert gleich bleibt. Darum kann ein 7°-Beam mit 3.000 Lumen auf der Person im Center deutlich „schärfer“ wirken als ein 40°-Wash mit 5.000 Lumen, der seine Lichtmenge über eine große Fläche verteilt.

Kelvin (K) – die Farbtemperatur: „Wie ’warm’ oder ’kalt’ wirkt Weiß?“

Kelvin beschreibt die Farbtemperatur des weißen Lichts. Sie beeinflusst die Wirkung auf Publikum und Kameras enorm.

  • 2.700–3.200 K wirken warm wie Glühlampe oder Halogen – gemütlich, hautfreundlich, klassisch Theater.
  • 4.000–4.500 K gelten als neutral – sachlich und klar, beliebt in Business-Settings.
  • 5.600–6.500 K entsprechen Tageslicht – frisch, kontrastreich, oft für TV, Video und moderne Looks.

Wichtig: Kelvin ist keine Helligkeitseinheit. Zwei Scheinwerfer mit 3.200 K und 5.600 K können gleich hell sein und trotzdem völlig verschieden wirken. Und sobald Kameras im Spiel sind, musst du Kelvin mit dem Weißabgleich abstimmen, sonst entstehen Farbstiche. In der Praxis helfen CTO/CTB-Filter oder variable CCT-LEDs, Kelvin situativ zu justieren.

Wie die Einheiten zusammenspielen – ein kurzer Praxis-Check

Stell dir zwei Scheinwerfer mit jeweils 5.000 Lumen vor. Der erste hat 10°, der zweite 40° Abstrahlwinkel. Auf fünf Metern Distanz erzeugt der 10°-Spot im Zentrum deutlich mehr Lux als der 40°-Wash, weil die 5.000 Lumen enger konzentriert sind. Entsprechend meldet das Datenblatt des engen Beams höhere Candela. Wenn du hingegen eine breite Grundausleuchtung für Chor oder Backline willst, ist der Wash angenehmer – obwohl die Lux-Spitze geringer ist, entsteht auf der Gesamtfläche ein homogeneres Bild.
Farblich entscheidest du je nach Kontext: 3.200 K passen zu warmen Bühnenlooks und Hauttönen, 5.600 K wirken frischer und schneiden bei Kameras draußen oft besser ab.

Unterschied Lumen Lux Candela Kelvin: Datenblätter richtig lesen – worauf es wirklich ankommt

Weil Herstellerangaben unterschiedlich dokumentiert werden, lohnt ein genauer Blick. Hilfreich sind drei Punkte:

  1. Lux-Angabe mit Distanz und Winkel: Eine Zahl ohne Abstand ist kaum nutzbar. Achte auf „Lux @ 3 m / 5 m“ inkl. Abstrahlwinkel oder Beam/Field-Winkel. So kannst du die Werte auf deine Rigghöhe übertragen.
  2. Glaubwürdige Lumenwerte: „LED-Lumen“ oder „theoretische Lumen“ können Marketing sein. Relevanter sind gemessene Output-Lumen am Gerät, ggf. inklusive Optikverlusten.
  3. Kelvin & Dimmkurven: Für Kamera-Jobs sind CCT-Stabilität und Flicker-Free-Dimming entscheidend. Ein Scheinwerfer, der beim Dimmen farblich „wandert“, macht die Post-Production unnötig schwer.

Häufige Missverständnisse – und wie du sie vermeidest

Ein typischer Irrtum ist die Annahme, höherer Lumenwert bedeute automatisch sichtbar mehr Helligkeit auf der Bühne. In Wirklichkeit entscheidet die Verteilung (Candela, Winkel) und der Abstand (Lux, inverse Quadratik). Ebenso wird Kelvin oft als „Helligkeitsregler“ missverstanden, obwohl es lediglich den Farbeindruck von Weiß bestimmt. Wenn eine Szene „zu dunkel“ wirkt, hilft ein anderer Kelvin-Wert nicht; du brauchst mehr Lux auf der Zielfläche – also entweder mehr Lumen, engere Bündelung oder weniger Distanz.

Unterschied Lumen Lux Candela Kelvin: Mini-Leitfaden für die Planung

Wenn du eine Solo-Sängerin auf fünf Metern Distanz klar hervorheben willst, wähle zunächst einen enger gebündelten Scheinwerfer, der am Messpunkt 300–500 lx erreicht, und stimme die Kelvin auf Gesichts- und Kamera-Look ab. Für breitflächige Grundhelligkeit über das Drum-Riser oder die Backline setze Wash-Fixtures mit größerem Winkel und ausreichend Lumen ein, damit auf der gesamten Arbeitsfläche noch 150–300 lx ankommen. Währenddessen hältst du mit Kelvin die Lichtstimmung konsistent: warm für intime Club-Atmosphäre, neutral bis tageslichtnah für moderne Pop-Acts oder Streaming-Produktionen. So bekommst du ein ausgewogenes Setup, das sowohl fürs Auge als auch für die Kamera funktioniert.

Merksätze zum Mitnehmen

  • Lumen = Gesamtlichtmenge der Quelle.
  • Lux = Helligkeit auf der Fläche (Lumen pro Quadratmeter).
  • Candela = Intensität in eine Richtung (entscheidet über Spot-Punch).
  • Kelvin = Farbtemperatur des Weißlichts, kein Helligkeitsmaß.

Wenn du diese vier sauber trennst, liest du Datenblätter treffender, planst realistischer und erklärst Kund:innen oder Bandkolleg:innen im Handumdrehen, warum ein „hellerer“ Scheinwerfer auf dem Papier nicht zwingend der bessere ist – es kommt darauf an, wo das Licht ankommt und wie es wirkt.

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